Kunst zu Recht, Justizzentrum Wien Mitte, Wien, A
lebenshäute
ein Kunstprojekt von Sylvia Kummer
Für meinen Arbeitszyklus lebenshäute wählte ich als Fläche keine Leinwand, sondern Lederhäute, die ich in der mir eigenen Technik bearbeitete. Ähnlich zu den Jahresringen eines Baumes, setzt sich auch unsere Individualität aus vielen Schichten zusammen. Im übertragenen Sinn sind damit unsere Erfahrungen gemeint. Die Haut bildet die Oberfläche, auf der sich im Laufe der Jahre die Spuren unseres Lebens einzeichnen. Nur: welches Bild, welche Darstellung symbolisiert für den einzelnen am besten die Erkenntnis, welche Ausdrucksform berührt jeden einzelnen von uns? So bedeutsam Tradition und Kunstgeschichte immer noch sein mögen, so ist es bis jetzt nicht gelungen, eine Ästhetik der zeitgenössischen Kunst zu formulieren, trotz der vielen Kunsttheoretiker, die das seit vielen Jahren versuchen. Die Kunst in all ihren Ausformulierungen und Materialien entzieht sich letztlich der kühlen Sachentscheidung; sie wird ja auch von Menschen geschaffen, deren schöpferisches Tun aus dem Inneren kommt und eigenständig ist. Auf der Seite des Betrachters wiederum zieht sich die Subjektivität der Wahrnehmung wie ein roter Faden durch alle gesellschaftlichen Veränderungen, durch alle politischen Strömungen, durch alle Stilrichtungen der Kunst. Wir haben also auf der einen Seite die Verankerung, die Verortung in der engeren Heimat , das Authentische und die Tradition – auf der anderen Seite die Einflüsse von außen, die Kommunikationsmittel der Massenmedien, die Informationsflut und das Eindringen von Fremden. Auf all diesen Aspekten gründet die Vielfalt des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens eines Landes, einer Region oder eines Ortes. Es entsteht die Frage, ob Identität, Individualität oder Glaubwürdigkeit nicht auch ein kollektives gesellschaftliches Konstrukt ist, das an die Wahrnehmung vieler und nicht eines einzelnen geknüpft ist. Aus einer Pressemeldung: „Die Arbeit von Sylvia Kummer eröffnet einen Prozess mit offenem Ausgang, sie verweist auf die Veränderung der Auswirkung von genau zugeschriebenen Identitäten im künstlerischen Bereich wie auch im gesellschaftlichen Zusammenhang. Die Künstlerin thematisiert somit die konstante Suche nach dem spezifisch Singulären und Einzigartigen in Verbindung mit dem Kollektiven.“