atlas. axis. eine subtile kommunikation

2016

 

Ein interaktives Kunstprojekt

Als Künstlerin, die über den Kontext hinaus den Wechsel von der Zwei- zur Drei-Dimansionalität fokussiert, bin ich begeistert von der wunderbaren Vielfältigkeit der Form der Axis, des zweiten Halswirbels, der aussieht, wie eine betende Figur, wie ein Herz, wie eine Gebärmutter …

Der erste und zweite Halswirbel – Atlas und Axis – sind an Symbolkraft für ein „Miteinander“ kaum zu übertreffen. Bereits geringfügige Verschiebungen beeinflussen das Gesamtsystem, stören die physiologisch und biologisch vorgesehene Ordnung, führen zu einer Unterversorgung einzelner Bereiche und verursachen letztendlich ein totales Versagen des gesamten Organismus.

Die Skulpturen stehen als Metapher für unser soziales Sein. Nur in einem Miteinander – einem sich gegenseitig respektierenden Miteinander – kann unser Gesellschaftssystem funktionieren.

Für mich schien es zwingend, den Atlas großformatig zu realisieren und zu abstrahieren, diese zwei Elemente als Einzelelemente in einer veränderten Position und Perspektive aufzustellen. Die Wirbelkörper symbolisieren für mich das Innerste jedes Einzelnen, ein Tor zwischen Kulturen, die Kommunikation miteinander. Sie sind Schnittstellen, die über Leben und Tod entscheiden und bestimmen, ob ein Funktionieren des gesamten Organismus gewährleistet ist.

Wir sind soziale Wesen. Es gilt zu erkennen, dass wir alle verbunden sind und nur in einem Miteinander ein Überleben möglich ist.

BEDEUTUNG UND WIRKUNG IM ÖFFENTLICHEN RAUM

DAS INNERE NACH AUSSEN KEHREN

 

Ich verwende für meine Skulptur atlas.axis. eine subtile kommunikation die beiden ersten Halswirbel als Vorlage. 

Besonders die Tatsache, dass der Atlas selbst nicht ertastet werden kann, sondern geschützt im Gewebe eingebettet liegt, veranlassten mich zu einer näheren Auseinandersetzung mit diesen Wirbelkörpern. Themenbereiche vorangegangener Projekte wie making the invisible visible werden nun weitergeführt als making the unpalpable palpable. Besonders fasziniert hat mich dabei der Aspekt des Nicht-Visuell-Wahrnehmen-, sondern nur Erspüren-Könnens.

Ausschnitt aus dem Text von Silvie Aigner zur Ausstellung „Making the Invisible Visible“, 2012: Sylvia Kummer ist eine Reisende und selbst dann, wenn sie sich nicht in den entlegenen Gebieten der Welt aufhält, erkundet sie die Orte ihrer unmittelbaren Arbeitsumgebung – um Geschichten zu sammeln, gesellschaftliche Konnotationen zu hinterfragen, diese aufzuzeigen und Verborgenes an die Oberfläche zu bringen.

Die überdimensionale Größe der Wirbelkörper, der Perspektivenwechsel, die Verfremdung, die beabsichtigt und ein Teil meiner künstlerischen Arbeit ist, initiiert neue Denkprozesse, wobei der sinnlichen Wahrnehmung und Rezeption genügend Platz eingeräumt werden soll.

Ich möchte mit den beiden Halswirbeln Atlas und Axis als Vorlage eine Skulptur schaffen, die einen Konnex zu gesellschaftspolitischen Themen hergestellt.

Bei der Installation im öffentlichen Raum werden Fragen aufgeworfen:

Auf metaphorischer Ebene:

Wie gehen wir miteinander um?

Wie subtil ist unsere Verbindung?

Wie schnell kann sich unsere jetzige Situation verändern?

Wie können wir am besten erkennen, dass es einer Vielfältigkeit bedarf?

Erkennen wir das Fremde in uns?

Auf Sinnesebene:

Wie nehmen wir taktile Kunst wahr?

Welche Bedeutung hat Berührung – unser Tastsinn – in unserem Leben?